Während einer abendlichen Vogelstimmen-Führung des NaBu Leck-Niebüll auf unserem Lecker Friedhof entstand die Idee der Ortsgruppe, dort gezielt Nistkästen für Gartenvögel anzubringen. Um möglichst viele Vogelarten anzulocken, hat der engagierte Verein um den Vorsitzenden Dieter Hoffmann und Anne Hettich-Kühl gleich sechs Nistkästen in unterschiedlichen Größen für die Friedhöfe in Leck und in Niebüll gespendet. Zwei weitere Nistkästen wurden von einer Mitbürgerin privat gespendet. Unsere Mitarbeiter haben die Kästen heute angebracht.
Friedhöfe sind ideale Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere
Während sich in Parks Menschen treffen oder mit den Hunden spazieren gehen, herrscht auf Friedhöfen meist eine große Ruhe. Das hat erstaunliche Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Friedhöfe tragen direkt und indirekt zur Lebensqualität unserer Einwohnerinnen und Einwohner bei.
Unser Friedhof in der Kirchhofstraße ist nicht nur ein Ort der Ruhe und Besinnung, sondern zählt auch mit zu unseren schönsten Grünanlagen in der Gemeinde. Neben seiner Bedeutung als letzte Ruhestätte des Menschen lädt unser parkähnlicher Friedhof auch zum Spazierengehen ein. Auf ca. 4 Hektar Fläche verlaufen über 4 km Wege und es sind ca. 2,5 km Buchen- und 1,5 km Thujahecken gepflanzt. Die ersten Bestattungen findet man im Grabregister im Jahre 1896.
Der alte Baumbestand ist entscheidend, denn erst nach ungefähr 80 Jahren kommen Eichen und Linden in ein Alter, in dem zB Spechte Höhlen hineinzimmern können. Mächtige, alte Bäume sind für viele Vögel, aber auch für Fledermäuse, Insekten und andere Tiere lebensnotwenig.
So finden sich auf unserem Friedhof neben alten Hecken auch Tothholzhaufen und ein Insektenhotel, dazu zahlreiche blühende Anlagen, auch insektenfreundlich abgestimmt sowie viele Wildkräuter und geschützte alte Sorten von zB Märzenbecher. So finden Vögel (und Fledermäuse) nicht nur Verstecke, sondern auch Nahrung.
Friedhöfe schließen üblicherweise mit Einbruch der Dunkelheit ihre Tore.
Für die Natur hat das enorme Effekte: Nachts gehört der Friedhof Fledermäusen und Nachtfaltern, Igeln und Erdkröten. Insbesondere auch mit Blick auf die Beleuchtung hat das eine große Bedeutung. Denn während unser Ort an vielen Stellen auch in der Nacht beleuchtet ist, finden Tiere auf unserem Friedhof Areale, in denen es wirklich dunkel wird. Das ist immens wichtig, denn „Lichtverschmutzung“ ist für einige Tierarten keine Befindlichkeitsstörung, sondern ein echtes Problem.
Selbstverständlich sind Friedhöfe in erster Linie Orte der Trauer, der Besinnung und der Einkehr. Sie erfüllen jedoch nebenbei noch eine ganze Reihe weiterer Funktionen. Friedhöfe sind z.B. wichtig für unser Klima. Sie dienen als grüne Lunge, reinigen die Luft von Feinstaub und anderen Schadstoffen. Während Gebäude und Straßen die Hitze des Tages speichern, kühlt die Luft über dem unversiegelten Boden in der Nacht ab. Regen versickert und kann über die Pflanzen langsam verdunsten – der Wasserhaushalt profitiert.
Friedhöfe der Zukunft
Die Bestattungsformen verändern sich seit Jahren. Waren früher platzintensive Erdbestattungen der Normalfall, geht heute der Trend hin zu kleinen Urnengräbern. Die „Bestattung unter Bäumen“ wird auf unserem Friedhof sehr gut angenommen – das klassische Einzel- oder Doppelgrab ist deutlich auf dem Rückzug. Unsere Friedhofsmitarbeiter:innen nutzen den hier und da frei werdenden Platz für naturnahe Angebote, damit unser kommunaler Friedhof nicht nur ein Ort der Toten, sondern auch der lebendigen Vielfalt bleibt. So werden beispielsweise bei Erdbewegungen gefundene Zwiebeln von Pflanzen alter Sorten aufgesammelt und an anderer Stelle wieder eingepflanzt.
Der Nabu führt regelmäßig Spaziergänge über den Lecker Friedhof durch, denn hier kann man zahlreiche Gartenvögel beobachten und ihnen zuhören. Da es an natürlichen Nistplätzen mangelt, werden zukünftig Vögel dazu eingeladen, sich auf unserem Friedhof auch für die Nachwuchspflege niederzulassen und in den kalten Wintermonaten Schutz zu suchen.
Die Holzbeton-Nistkästen wurden für eine lange Lebensdauer entwickelt – im Gegensatz zu herkömmlichen Nistkästen aus Holz verrotten diese Kästen nicht und sind witterungsbeständig. Das Material (eine Kombination aus Beton sowie Holzfasern) bietet Schutz vor Raubtierangriffen durch Spechte, Katzen und Eichhörnchen, ist nicht schadstoffbelastet und besonders langlebig. Außerdem isoliert es das Nest und sorgt für eine gleichmäßigere Innentemperatur als ein herkömmlicher Holzkasten. Unterschiedlich große Einfluglöcher laden verschiedene Vogelarten ein: 28 mm für z. B. Blaumeisen, 32mm für Kohlmeisen etc. und 45mm für z. B. Stare. Die Kästen wurden mit Alunägeln aufgehängt, um die Bäume zu schonen.
Die schwarzen Fledermausnistkästen sind flacher, sie haben unten ein schmales Einflugloch.Sie eignen sich als Sommerquartier und für Fledermauspaare, und bieten auch in milden Wintern einen willkommenen Unterschlupf. Die raue Oberfläche bietet den Fledermäusen mehr Halt. Ob zukünftig Zwergfledermäuse, Rauhautfledermäuse, Kleine Abendsegler oder Braunes Langohr den Unterschlupf nutzen, wird sich sicher bei einem der nächsten Spaziergänge mit dem NaBu auf unserem schönen Friedhof zeigen.
Wer sich lokal im NaBu engagieren möchte, findet hier den richtigen Ansprechpartner. Wir möchten heute schon auf eine Veranstaltung am 22. Mai 2025 hinweisen: Die Leiterin unseres Friedhofes, Anke Hamann, wird – in Kooperation mit der VHS Leck – über unseren Friedhof im Frühling führen. Gerne erzählt Ihnen Frau Hamann dann auch, wie die neuen Behausungen angenommen werden.
Wir sagen dem NaBu herzlich Dankeschön!
Quellen u.a.: