Der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises Nordfriesland – ein starker Partner für psychische Gesundheit


Eine Information vom Kreis Nordfriesland

Gemeinsam verdeutlichten sie, wie wichtig der Sozialpsychiatrische Dienst ist: v. l. Landrat Florian Lorenzen, Diplom-Psychologin Janet Nissen, Dr. med. Peter Marquardt, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, und Keith-Jan Lindemann, Leiter des Fachdienstes Gesundheit.

Gemeinsam verdeutlichten sie, wie wichtig der Sozialpsychiatrische Dienst ist: v. l. Landrat Florian Lorenzen, Diplom-Psychologin Janet Nissen, Dr. med. Peter Marquardt, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, und Keith-Jan Lindemann, Leiter des Fachdienstes Gesundheit.

Der Sozialpsychiatrische Dienst (SpDi) des Kreises Nordfriesland spielt eine zentrale Rolle in der psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung. Seit Februar 2023 wird er von Dr. med. Peter Marquardt geleitet, einem psychiatrisch erfahrenen Facharzt unter anderem für Neurologie und Geriatrie. Der SpDi ist ein Bestandteil des Gesundheitsamtes. Er hat sich in den letzten Monaten neu aufgestellt, um den aktuellen Herausforderungen in der psychiatrischen Versorgung gerecht zu werden.

„Der Sozialpsychiatrische Dienst soll Betroffenen in einem möglichst frühen Stadium helfen, damit eine sich anbahnende Erkrankung gar nicht erst ein kritisches Stadium erreicht. „Ambulant statt stationär, so lautet die Devise“, erklärt Landrat Florian Lorenzen. „Zusätzlich koordiniert er die psychiatrische Versorgung in den Kommunen, führt die Fachaufsicht über die beliehenen Krankenhäuser durch, kümmert sich um Anliegen von Menschen in Kliniken und Einrichtungen. Mit diesem komplexen Portfolio stellt der Dienst eine unverzichtbare Stütze für die Menschen im Kreis Nordfriesland dar“, betont Lorenzen.

Rund um die Uhr leistet der SpDi eine akute Krisenintervention, oft in enger Kooperation mit der Polizei. Er führt psychiatrische Begutachtungen aller Art durch, etwa wenn es um eine Dienstunfähigkeit aufgrund psychiatrischer Erkrankungen geht.

Dr. Peter Marquardt übernahm den Dienst in einer herausfordernden Zeit. Als er seine Position antrat, waren viele frühere Angebote durch die Corona-Pandemie ausgebremst oder gestoppt worden. „Mein aus sieben Fachleuten und mir bestehendes Team hat mit anderen erfolgreich darauf hingearbeitet, die sogenannte Besuchskommission wieder ins Leben zu rufen und den Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie zu reaktivieren“, freut er sich.

Beratung

Der SpDi verzeichnet jährlich rund 10.000 Kontakte, viele davon telefonisch unter der Hotline-Nummer 04841 67734. „Wir bieten Beratung und Hilfen für Suchtkranke und für Menschen jeden Alters mit psychischen Erkrankungen. Auch Angehörige, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen können sich an uns wenden“, betont Peter Marquardt.

Bereitschaftsdienst zur Krisenintervention

Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, ist der SpDi für die Rettungsleitstelle erreichbar. Denn etwa in Fällen versuchter Selbsttötung oder wenn jemand in der Öffentlichkeit andere Menschen etwa mit einem Messer oder einer anderen Waffe bedroht, müssen Fachleute vor Ort einschätzen, ob die Person zum eigenen Schutz oder zum Schutz Dritter in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden muss. In Nordfriesland kommt das durchschnittlich 400-mal im Jahr vor. Die meisten Zwangseinweisungen dauern durchschnittlich 16 Tage, selten reichen kürzere Zeiträume aus.

„Viele, aber natürlich nicht alle Notfälle dieser Art gehen auf Drogenkonsum zurück“, berichten Janet Nissen und Wladislaw Seifert. Die beiden Diplom-Psychologen bilden gemeinsam mit drei psychiatrischen Pflegefachkräften, einer Sozialpädagogin, einer Medizinischen Fachangestellten und Dr. Peter Marquardt das Team des SpDi.

Besuchskommission

Die Besuchskommission kümmert sich im Sinne einer Anliegenvertretung um die Belange von Menschen, die aufgrund psychischer Störungen stationär untergebracht sind. Sie besteht aus einem Arzt, einem Juristen, zwei Betroffenen und einer Vertreterin der Angehörigen. Sie spricht mit den Patienten, nimmt deren Beschwerden und Anregungen entgegen und prüft, ob im Krankenhaus alles ordnungsgemäß abläuft. Neben der Fachklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Diako in Riddorf nehmen auch die somatischen Akutkliniken in Husum, Niebüll und Sylt Patienten aufgrund psychischer Probleme auf.

Fachaufsicht

Die Arbeit des SpDi umfasst zudem die Fachaufsicht über die psychiatrische Fachklinik im Kreisgebiet. „Zweimal im Jahr prüfen wir u.a. die bauliche und personelle Ausstattung der Klinik sowie die Fortbildung der Mitarbeiter“, erklärt Dr. Marquardt.

Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie

Der Arbeitskreis Gemeindenahe Psychiatrie koordiniert die Hilfsangebote für psychisch kranke Menschen im Kreis Nordfriesland. Auf diese Weise soll eine bedarfsgerechte Versorgung sichergestellt werden. Ziel ist es zudem, regionale Versorgungslücken oder Aufgabenüberschneidungen im Bereich der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen zu vermeiden. Der Arbeitskreis gibt Empfehlungen zur Planung und Weiterentwicklung notwendiger Hilfen an die Politik, die Verwaltung und die Leistungserbringer. Zu seinen Projekten gehört die Woche der seelischen Gesundheit im Oktober dieses Jahres.

Im rund 15-köpfigen Arbeitskreis, der sich in einer Umstrukturierung befindet, sollten ab dem nächsten Jahr dann, neben zwei Fachkliniken, auch niedergelassene Psychiater, Nervenärzte und Psychotherapeuten, Vertreter der Krankenkassen, psychisch kranke Menschen und deren Angehörige, Menschen mit Behinderungen und der Kreisbeauftragte für Menschen mit Behinderungen Mitglieder sein.

 Gruppenangebote und Sprechstunden

Sorgen bereitet ihnen allen das unzureichende psychiatrische Angebot in Nordfriesland. Die größte Anlaufstelle sind die psychiatrischen Instituts-Ambulanzen in Husum, Breklum und Niebüll mit insgesamt sieben Ärztinnen und Ärzten. Die Zahl der niedergelassenen Psychiater ist in der letzten Zeit auf zwei noch aktive Kollegen gesunken. Gleichzeitig steigt wissenschaftlich belegt der Stress in der Bevölkerung und damit der Behandlungsbedarf. „Das führt u.a. zu längeren Zeiten der Arbeitsunfähigkeit“, so Dr. Peter Marquardt. Zwar gebe es insgesamt in Deutschland mehr Psychotherapeuten als früher, doch die Wartezeit auf einen Therapieplatz betrage immer noch durchschnittlich 90 Tage. Insgesamt reiche das Angebot für die insgesamt rund 170.000 Menschen im Kreis Nordfriesland nicht aus.

Um dem im Rahmen seiner Möglichkeiten zu begegnen, plant das Team des SpDi unter Federführung seiner Diplom-Psychologen Janet Nissen und Wladislaw Seifert, ab Mitte nächsten Jahres regelmäßige Gruppenangebote für Betroffene und Angehörige einzuführen. Mögliche Themen könnten beispielsweise Depression, Sucht, Angst- oder Essstörungen sein.

Geplant sind zudem offene Sprechstunden zur psychologischen und psychiatrischen Beratung. „Wir können zwar keine reguläre Psychotherapie ersetzen, aber wir können die Menschen fundiert beraten und ihnen helfen, die für sie geeignetsten Anlaufstellen zu finden“, erklärt Seifert. Dazu gehören etwa die Suizid-Hotline des Bundes, Suchtberatungsstellen, das Jugendamt, Angebote der Fachkliniken und viele weitere Hilfsangebote.

Janet Nissen betont, wie wichtig es ist, dass die Mitarbeiter in Banken, Behörden und anderen Institutionen in der Lage sind, frühe Anzeichen von psychischen Erkrankungen zu erkennen und entsprechend zu handeln. „Es muss uns als Gesellschaft gelingen, das Thema psychische Gesundheit aus der Tabuzone zu holen und offen damit umzugehen. Schließlich kann es jeden auch einmal selbst betreffen“, fordert sie.

Landrat Florian Lorenzen unterstützt die Zukunftsplanungen des engagierten Teams. „Mit diesen neuen Initiativen und einer klaren Ausrichtung auf Prävention sind wir gut aufgestellt, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, auch in Zeiten eines kriselnden Gesundheitssystems, zu begegnen. Doch wir können nicht alle Mängel ausgleichen. Ich würde mir sehr wünschen, dass weitere Psychiater und Psychologen in Nordfriesland eine Praxis eröffnen und dass insgesamt mehr Ärzte und weiteres Fachpersonal sich für dieses wichtige Berufsfeld entscheiden“, stellt er fest.