Eine Information vom Kreis Nordfriesland
Mit einem feierlichen Festakt im Schloss vor Husum haben die Kreise Nordfriesland und Dithmarschen heute einen gemeinsamen Notfallverbund zum Schutz von Kulturgütern gegründet. Der Verbund vereint Archive, Museen und weitere Gedächtnis-Institutionen beider Kreise, um im Ernstfall schnell und koordiniert auf Gefahren wie Brände oder Extremwetter reagieren zu können.

Gruppenfoto nach Gründung des Notfallverbundes Westküste
Der nordfriesische Landrat Florian Lorenzen erklärte in seiner Eröffnungsrede:
„Eine Notfallplanung für den kulturellen Bereich ist zwingend erforderlich. Denn Kulturgut ist mehr als Erinnerung. Es gehört zu den Fundamenten unserer Identität und Demokratie. Indem wir uns kreisübergreifend vernetzen, stärken wir unsere regionale Resilienz und sorgen dafür, dass wir im Ernstfall nicht allein stehen.“
Der neue Notfallverbund geht auf eine Initiative des Landesarchivs und der Museumsberatung und -zertifizierung in Schleswig-Holstein zurück. Es ist der vierte im nördlichsten Bundesland. In Dithmarschen und Nordfriesland beteiligen sich neben den Kreisarchiven die Museumsinsel Heide, der Museumsverbund Nordfriesland, die fünf hauptamtlich geführten Amts- und Stadtarchive, Sylt, Amrum-Föhr durch die Ferringstiftung, Friedrichstadt, Heide und Brunsbüttel sowie die Sölring Museen auf Sylt und das Haizmann-Museum in Niebüll. Als erste kirchliche Institution hat sich die Nordkirche mit ihrem Kirchenkreisarchiv in Breklum einem Notfallverbund in Schleswig-Holstein angeschlossen. Ziel ist es, Ressourcen, Wissen und Einsatzfähigkeit zu bündeln – im Notfall ebenso wie in der Prävention.
„Die Ereignisse im Ahrtal und der verheerende Brand in Unewatt haben uns schmerzlich vor Augen geführt, wie verletzlich unser kulturelles Erbe ist. Kulturgut ist Teil unserer Geschichte und unseres Selbstverständnisses. Mit der heutigen Gründung übernehmen wir gemeinsam Verantwortung – damit wir im Ernstfall schnell, umsichtig und solidarisch handeln können“, sagte der dithmarscher Landrat Thorben Schütt.
Der Notfallverbund soll die Kräfte seiner Mitglieder bündeln.
Ihre erste Aufgabe wird die Planung sein: Wer alarmiert wen, wenn in einer Mitgliedsinstitution der Ernstfall eintritt? Wer koordiniert, wer zuerst wohin fährt? Welche Bestände müssen als erste gesichert werden? Wo ist das nächste sichere Zwischenlager? All das und noch viel mehr muss nun erarbeitet und festgelegt werden. Auf alle angeschlossenen Institutionen kommt viel Arbeit zu.
Historische Güter reagieren nicht nur auf Wasser und Feuer empfindlich, sondern auch auf schleichende Gefahren wie Klimaschwankungen in den Magazinräumen oder Schädlingsbefall durch Insekten. Für Sara Toschke, die Leiterin des Kreisarchivs Nordfriesland, ist die Gründung des Verbundes ein Meilenstein: „Bestandserhaltung heißt auch, vorbereitet zu sein, und das nicht nur in unser alltäglichen Arbeit. Heute schaffen wir eine Struktur, die uns erlaubt, im entscheidenden Moment schnell zu handeln. Das kann im Ernstfall über den Erhalt oder Verlust unwiederbringlicher Kulturgüter entscheiden.“
Thorben Schütt und Florian Lorenzen laden alle Museen, Archive und anderen kulturellen Institutionen in beiden Kreisen ein, sich an dem Verbund zu beteiligen: „Je mehr Mitglieder es gibt, desto schneller steht im Notfall Hilfe parat. Keine Einrichtung ist zu groß oder zu klein – alle verwahren Dinge, die auch künftigen Generationen wichtig sein werden“, unterstreichen sie.
Der Verbund plant zukünftig gemeinsame Notfallübungen, Fortbildungen sowie eine enge Kooperation mit den Feuerwehren und den örtlichen Gefahrenabwehrbehörden.
Der Festakt wurde durch musikalische Beiträge der Kreismusikschulen aus beiden Kreisen begleitet. Neben Fachvorträgen aus Archiv- und Museumssicht bildete die feierliche Unterzeichnung der Vereinbarung den Höhepunkt der Veranstaltung.