Knicks prägen weithin die Landschaft unserer schleswig-holsteinischen Heimat.
Diese charakteristischen „Wallhecken“ wurden gezielt von Menschen geschaffen und stellen somit „halbnatürliche Ökosysteme“ dar. Als Elemente alter Kulturlandschaften spielen sie auch aufgrund ihrer weiten Verbreitung in Schleswig-Holstein eine außergewöhnlich wichtige Rolle im Natur- und Landschaftshaushalt. Die Knicks sind aus dem Landschaftsbild Schleswig-Holsteins nicht wegzudenken. Damit das so bleibt, ist ihr Schutz im Landesnaturschutzgesetz garantiert.
Als Knick definiert das Land Schleswig-Holstein einen „an gegenwärtigen oder ehemaligen Grenzen landwirtschaftlicher Nutzflächen oder zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegten Erdwall, der mit vorwiegend heimischen Gehölzen, Gras- oder Krautfluren bewachsen ist“.
Die ursprüngliche Funktion der Knicks bestand im wesentlichen in der Einzäunung. Damit die Hecken schneller dicht wurden, mussten die Büsche alle paar Jahre seitlich angeschnitten und zu lange oder herausragende Zweige umgeknickt werden. Daher kommt die landestypische Bezeichnung „Knick“. So entstanden innerhalb weniger Jahrzehnte dichte „lebende Zäune“.
Wallhecken dienten als Feldbegrenzung, Schutzwehren gegen größere Wildtiere, als Landwehr gegen feindliche Angreifer und nebenbei als Brennholzlieferant. Eine weitere sehr wichtige Funktion ist der Windschutz gegen Austrocknung, gegen Abtrag der obersten Erdschicht und damit verbunden auch die Veränderung des Kleinklimas ähnlich derjenigen an einem Waldrand.
Häufig werden Wallhecken aus Haselnusssträuchern, Faulbaum, Weißdorn, Schlehe, Brombeere, Hainbuchen gebildet, seltener finden sich Eschen oder Erlen, vereinzelt eingestreut aber auch größere Buchen und Eichen. Als Schutz gegen Verbiss wurden vielfach auch Dornensträucher wie Heckenrosen, Brombeeren, Weißdorn und Schlehdorn gepflanzt. Diese wurden alle paar Jahre kreuzweise übereinander gefällt, so dass aus Totholz und Aufwuchs eine für das Vieh nur schwer zu durchdringende Barriere entstand.
„Wir haben die Natur von unseren Eltern geerbt.
Wir haben sie aber auch von unseren Kindern geliehen.“Richard von Weizsäcker
Wallhecken gelten als artenreicher Lebensraum.
Sie wirken durch ihre große biologische Vielfalt weit in die Landschaft hinein und stehen deswegen teilweise unter Naturschutz. Schließlich haben sich Wallhecken-Grünlandkomplexe im Laufe der Jahrhunderte zu einem eigenen Lebensraum für Flora und Fauna der Tiefebene entwickelt und prägen das landschaftliche Erscheinungsbild mancher Gegenden.
Ursprünglich nahmen die Knicks einen weitaus größeren Raum ein. Schätzungen zufolge betrug ihre Gesamtlänge nach dem Zweiten Weltkrieg noch um die 80.000 Kilometer. Straßenbau und der Einsatz großer Maschinen in der modernen Landwirtschaft führten zum Abholzen vieler Knicks.
Doch einfach sich selbst überlassen kann man die Strauchstreifen nicht. Knicks sind eine Kulturlandschaft und müssen folgerichtig von den Menschen kultiviert werden. Alle zehn bis 15 Jahre werden die Bäume und Sträucher „auf den Stock“ gesetzt, das heißt, sie werden geschnitten. Ansonsten würden aus den dichten Hecken lichte Baumreihen, die der Tier- und Pflanzenwelt nicht mehr so einzigartige Lebensbedingungen bieten könnten. Für die Pflege der Knicks gelten bestimmte gesetzliche Regeln.
Einen besonders hohen ökologischen Wert haben Doppelknicks, sog. „Redder“ – also Wege, die beidseitig von einer Hecke oder einem Knick begrenzt werden. Der Name kommt aus dem Niederdeutschen und bedeutete „Weg zwischen zwei mit Hecken besetzten Gräben“, wobei seinerzeit mit „Graben“ ein Wall bezeichnet wurde.
Oft geschah es, dass aufgrund des Verkoppelungsgesetzes von 1770 jedes Feld mit Knicks umgrenzt wurde. Dabei ergab es sich, dass die Wege beidseitig Knicks erhielten. Durch die Hecken entlang von Wegen wurden angrenzende Felder auch vor dem vorbeigetriebenen Vieh geschützt.
Redder spielen im Naturhaushalt eine besondere Rolle.
Während in einem einfachen Knick von 1 km Länge ca. 30 Vogelpaare brüten, kann die Brutpaardichte in einem Doppelknick bis auf das 6fache steigen. Redder sind also nicht nur als optisches Gliederungselement, sondern auch ökologisch für Kulturlandschaften wertvoll. Durch ihren Aufbau bieten sie nicht nur Lebensraum für Vögel, sondern auch für Wirbellose und Säugetiere, die z. T. vergleichbaren Waldstrukturen entstammen.
Besonders wertvoll sind Redder mit eingeschlossenem Sandweg, aber selbst asphaltierte Wege werden oft so beschattet, dass ihre Barrierenwirkung vor allem für Amphibien deutlich gemindert wird. Knicks und Redder sind zudem Teile großflächiger Biotopverbundsysteme.
Infoquellen u.a.
Broschüre „Knicks in Schleswig-Holstein“ (Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein)
www.ndr.de
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