Mühlen prägen Landschaften.
Um gut im Wind zu stehen, beanspruchten sie bis weit in die Mitte des 19. Jahrhunderts hinein die höchsten Plätze auf dem Land und in der Stadt. Im kornreichen Land nördlich der Elbe soll es nach dem deutsch-französischen Krieg 1871 an die 1.200 Windmühlen gegeben haben.
Am Anfang war Handarbeit!
Um den Weizen sprichwörtlich von der für den Menschen unverdaulichen Spreu zu trennen, wurden einst Getreidekörner per Hand zwischen Steinen zerrieben oder in Mörsern zerstoßen. Erst als die Menschen begannen, die Kräfte von Wasser und Wind zum Mahlen einzusetzen, änderte sich das.
Im windreichen Küstenland dominierten die Windmühlen. Bei gutem Wind brachten es manche Mühlen auf umgerechnet etwa 80 PS, womit sich 20 bis 25 Zentner Getreide in der Stunde mahlen ließen.
Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herrschte der Typ der Bockmühle vor. Merkmal ist ihr kastenförmiger Bau mit quadratischem Grundriss. Mit dem bis zum Erdboden reichenden „Steert“ musste das ganze Gebäude um den senkrecht stehenden Hausbaum in den Wind gedreht werden. Diese Methode ist jedoch bei wechselnden Windrichtungen nicht optimal und sehr beschwerlich.
Sicherer, effektiver und vielseitiger als die alten Bockmühlen begannen die Holländerwindmühlen sich im Norden im 18. Jahrhundert durchzusetzen. Ihre deutsche Bezeichnung verdankt sie den holländischen Mühlenbauern. Bei den stabilen Achtkantständerbauten unterscheidet man in Erd-, Keller- sowie Zwickstell- oder (häufiger) Galerieholländer. Der Erdholländer ist ebenerdig gebaut. Der Kellerholländer ist von dem um ihn herum künstlich aufgeschütteten Mühlenberg und der Galerieholländer von einer hölzernen umlaufenden Galerie aus zu bedienen. Der aufliegende bewegliche Kopf der Mühle ist über Rollen und Krühring drehbar auf dem oberen Turmabschluss gelagert. So musste nur noch der obere Teil – die Kappe – in den Wind gedreht werden.
Bock-, aber vor allem Holländermühlen wurden immer wieder versetzt und umgebaut.
Eine Wassermühle wird mittels einer Wasserkraftmaschine durch Wasserkraft angetrieben und nutzt die kinetische Energie des Wassers. Nordfriesland ist zwar reich an Wasser, aber arm an Gefälle. Um eine Wassermühle wie zB die Wassermühle in Klintum gezielt betreiben zu können, wurde in Bächen das Wasser zum Teil über 60 – 70 m Länge aufgestaut, um dadurch für eine ausreichende Fließgeschwindigkeit oder Fallhöhe für den Betrieb einer Mühle zu sorgen.
Fast 500 Jahre Mühlengeschichte in Leck
Schon vor 1455 wurde die erste Wassermühle in Leck am Mühlenstrom urkundlich erwähnt – etwa 100 m oberhalb der Brücke an der heutigen B199 über den Mühlenstrom. Eine zweite Wassermühle wurde 1612 gebaut, hatte aber nur kurzen Bestand. 1804 wurde die erste Mühle abgebrochen. 1873 baute Peter Moritzen eine weitere Wassermühle, die aber schon1895 wieder abgerissen wurde.
Hier am Mühlenberg wurde 1634 die erste Bockwindmühle gebaut. Knapp 100 Jahre später, im Jahr 1730 wurde sie durch eine Holländerwindmühle ersetzt. 1747 zählte man hier 3 Mühlen, eine Windmühle, eine Wassermühle und eine Rossmühle, die also mit Pferdestärken betrieben wurde.
Eine Bockwindmühle wurde 1737 als „Nebenmühle“ zu der Klintumer Mühle hier in der Nähe, am Lecker Westerholz, erbaut. 1872 wurde sie abgerissen. Heute steht dort das Sozialzentrum Leck des Amtes Südtondern, das Gebäude beherbergte bis 2008 das Amt Karrharde.
Eine Klopfmühle soll in der Allee gestanden haben. Es handelte sich bei ihr wohl um eine weitere Bockwindmühle, die aber um 1810 wegen Baufälligkeit schon nicht in Betrieb war.
Unweit des Mühlenberges hat auch eine Stampfmühle gestanden. In einer Stampfmühle wird mit einem Stampfwerk das Mahlprodukt in hohlen Klötzen oder Mörsern gestampft. Es gibt auch Papier- und Ölmühlen mit Stampftechnik. Die Lecker Stampfmühle hatte eine andere Funktion:
An der Westseite des jetzt noch bestehenden schwarzen Wall, auf der Toft des Peter Claußen, stand vor 60 Jahren auf einem Hügel eine kleine Bockmühle, die als Stampfmühle benutzt wurde. Der damalige Müller Johannes Johannsen hatte eine Färberei und ließ sein Zeug beim Müller in Schafflund, mit dessen Tochter er verlobt war, stampfen. Als dieser die Verlobung rückgängig machte, erbaute Johannsen jene Stampfmühle, die er aber, da die nötige Kundschaft fehlte, eingehen lassen musste.
Die letzte Lecker Mühle, eine Holländermühle im Besitz von Amtsvorsteher Peter Moritzen, galt einst als schönste Windmühle der Karrharde. Auf zwei Mahlböden befanden sich drei Mahlgänge und außerdem zwei Schälgänge zum Schälen von Gerste für die Herstellung von Grütze und Graupen. Sie ist leider in der Nacht vom 03. auf den 04.02.1927 durch Kurzschluss abgebrannt. Damit ging die Zeit der Wind- und Wassermühlen für Leck zu Ende.
Die beiden Hälften eines Mühlsteins der letzten Lecker Mühle befinden sich in Privatbesitz. Eine Hälfte liegt unweit des Rundwanderweges im Wohngebiet am Mühlenberg.
Wasser- und Windmühlen in Klintum
Im Lecker Ortsteil Klintum entstand 1543 die erste Bockwindmühle. 1750 wurde sie auf den Langenberg (Enge) verlegt.
1787 wurde eine Stampf- und Grützmühle als Wassermühle erbaut, die beiden Mühlen wurden ca. 1810 getrennt, die Stampfmühle wurde – trotz Protesten des Schafflunder Müllers Lautrup – in die Stadumer Feldmark verlegt. Als der letzte Wassermüller (Christian Lambertzen) 1910 unter einer pferdegezogenen Straßenwalze ums Leben kam, hielt sein Nachbar, Nicolai Christiansen, den Betrieb bis zum Beginn des 1. Weltkrieges aufrecht. Von 1923 bis 1935 wurde in dem Gebäude von zehn Klintumer Bürgern ein Elektrizitätswerk betrieben, dann kam der Anschluss an die Überlandleitung. So endete die Mühlengeschichte in Klintum.
Langenberger Mühlen
1750 wurde die Klintumer Bockwindmühle auf Enger Gebiet versetzt. 1810 wurde auf der Anhöhe eine Holländermühle gebaut. 1847 war die Bockwindmühle so marode, dass sie abgebrochen wurde.
Am 13.10.1893 wurde die Holländermühle durch einen Blitzschlag eingeäschert. (14 Tage später traf die Stedesander Mühle ebenfalls der Blitz!)
Nahe dem Dorf Enge wurde die Langenberger Mühle neu gebaut. Hier begann die Firma Thordsen, die zunächst in Klockries tätig war. Heute erinnert an die Firma Thordsen noch das große, nicht mehr im Betrieb befindliche, Getreidesilo in der Kirchhofstraße in Leck. Die Firma Thordsen ist aufgegangen in die Firma ATR Landhandel GmbH.
Die Berufsbezeichnung „Mühlenbauer“ setzte sich erst spät durch. Sie kam auf, als sich das Zimmereihandwerks während der Industrialisierung im Lauf des 19. Jahrhunderts spezialisierte. Es dauerte jedoch bis zum Anfang des 20.Jahrhunderts, bis sich ein eigenständiger Berufsname durchgesetzt hatte. In Klintum gibt es heute noch die Firma Mühlenbau Bahnsen, die die Ständer für die Infotafeln längs des Rundwanderweges erstellt hat.
Fazit: Die Bedeutung erneuerbarer Energien wurde schon sehr früh erkannt und ist heute noch – gerade hier bei uns im eher landwirtschaftlich geprägten Norden – eine Chance und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Erhaltene Mühlen in der Region
Achtrup
- Windmühle „Jenny“
- Kellerholländer (1889) mit Segelflügeln u. Windrose,
- nicht windgängig,
- Einrichtung ausgebaut,
- Nutzung als Wohnung und Kinderheim.
- www.achtrupmuehle.de
Bargum
- Windmühle „Aeolus“
- Die Bargumer Mühle „Aeolus“ wurde im Jahre 1887 erbaut, nachdem die Vorgängermühle durch einen Brand 1886 vernichtet wurde.
- Ihren Namen erhielt sie nach dem griechischen Gott des Windes.
- www.muehle-aeolus.de
Schafflund
- ehemalige Wassermühle
- vermutlich aus dem 14. Jahrhundert
- www.schafflund.de
Langenhorn
- Windmühle „Westermöhl“
- 1859 erbaut.
- Einstöckiger Galerieholländer (bis 1959 mit Steert).
- Kappe und Flügel sind nicht windgängig.
- Einrichtung ist nicht mehr vorhanden, die unteren Böden werden als Restaurant genutzt.
- www.westermoehl.de
Struckum
- Mühle „Fortuna“
- Kellerholländer als Graupenmühle,
- wurde 1806 erbaut.
- 1972 bis 1998 im Besitz des Liedermachers Hannes Wader
- www.struckum.de
Der Deutsche Mühlentag ist ein Aktions- und Thementag rund um das Mühlen- und Müllereiwesen in Deutschland. Er wurde von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung ins Leben gerufen und findet jährlich am Pfingstmontag statt. Dann öffnen über 900 Wind-, Wasser-, Dampf- und Motormühlen bundesweit ihre Türen. Sie lassen dann die Flügel und Wasserräder drehen, setzen die Mahlgänge in Betrieb, laden die Gäste zu Führungen und kleinen Festen mit kulturellen Angeboten und auch zu Speis und Trank ein.
Mehr Infos www.muehlen-dgm-ev.de
Infoquellen u.a.
Als Leck noch ein Dorf war, Broder M. Ketelsen
Geschichtsverein Leck und Karrharde e.V.
www.geschichte-s-h.de
* Zeichnung aus „Schleswig-Holstein meerumschlungen in Wort und Bild“ von Hippolyt Haas, Hermann Krumm u. Fritz Stoltenberg, 1896