Hafenstadt Leck


Die Lecker Au zeigte sich früher nicht so „gezähmt“ wie heute. Da sie von den Gezeiten der Nordsee abhängig war, kam es nicht selten vor, dass sich das Au-Wasser staute. Und im Winter konnte man nach Tondern oder nach Niebüll mit Schlittschuhen laufen. Und das Wasser hatte tiefe Löcher, so dass nicht selten Badende, vor allem Kinder ertranken. Bis 1870 gab es noch keine Brücke, sondern nur Furten. Wer nach Kokkedahl wollte, musste noch das Wasser durchwaten.

Durch die Lecker Au war Leck bis ins 16. Jahrhundert eine Hafenstadt. Auf dem wohl seit dem 11. Jahrhundert bestehenden Leckhuus, einer Turmhügelburg, saß ein königlicher Vogt, der von hier den westlichen Heerweg und den Hafenumschlag überwachte.

1652 schreibt Caspar Dankwerth:

„Leck soll vorzeiten eine Stadt gewesen sein, Lecca genandt, und ein Schloß daselbst gestanden seyn, Leckhauß geheissen, wie denn die Stelle genugsam zu kennen ist. Zu der Zeit hat es auch einen Schiffhafen allhie gehabt, der nachgerade zugeschlammet und also verlohren gangen.“

Die geographische Lage Lecks war allerdings für die Anlage eines Hafens äußerst geeignet. Hier trafen die Wasserverbindungen zu den friesischen Uthlanden – die Flutgrenze lag vormals zwischen Kokkedahl und Leck – zusammen mit dem alten Nord-Süd-Weg des Geestrandes.

 

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Die Lecker Au, heute ein kleiner Fluss, der dem Fröslev-Jardelunder Moor entspringt und über rund 40 km bis zur Mündung in die Nordsee fließt, hat an vielen Stellen nicht mehr als sechs Meter Breite und einen Meter Tiefe.

Ein Schiff im Hafen ist sicher,
doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.

John Augustus Shedd

Der alte Lecker Hafen lag sicher östlich der Turmburg. Funde von Uferbefestigungen und Berichte über die frühere Beschaffenheit des Augartens berechtigen zu der Annahme, dass hier im Augarten die alten Hafenanlagen zu lokalisieren sind.

Forschungen lassen die Vermutung zu, dass in der Mitte des 1. Jahrtausends Englandfahrer auch vom Hafen in Leck aufbrachen und über die Lecker Au, vorbei an den Inseln Föhr und Amrum, die Nordsee erreichten. Der Hafen verlor wegen Versandung seine Bedeutung im 15. Jahrhundert. Trotzdem nahm der Handel stetig zu.

Im Jahre 1689 wurde dem Ort durch den damaligen Herzog Christian Albrecht, die Marktgerechtigkeit urkundlich zugebilligt. Die Handwerks- und Handelsbetriebe wurden zahlreicher und vielfältiger. Es siedelten sich Sattler, Schmiede und Stellmacher, Färber, Schneider und Schuster, Tischler, Drechsler und andere Berufstätige an. Auch gab es ein Krankenhaus, Apotheke, Post und Schule. Mit der Entwicklung der Dampfmaschine kamen eine Maschinenfabrik, eine Spinnerei und eine Tuchfabrik nach Leck.

Leck hat sich in alten Zeiten an zwei Stellen parallel entwickelt. Der westliche Teil des Ortes wurde die „Birk“ genannt, weil hier im Mittelalter Dienstleute des landesherrlichen Schlosses Leckhuus gewohnt hatten, die aus der Gerichtsbarkeit des Amtes herausgenommen waren und die sogenannte „Birkgerechtigkeit“ genossen Noch bei der Verkoppelung am Ende des 18. Jahrhunderts pochten sie als Birkkätner auf alte Rechte.
Kätner waren Dorfbewohner, die eine Kate besaßen. Im Regelfall besaß diese Kate einen kleinen Kohlgarten, der der Nebenerwerbslandwirtschaft diente. Die meisten Kätner hatten einen anderen Haupterwerb. Sie waren z. B. Lehrer, Handwerker, aber auch Bauern, falls der Landbesitz ausreichte. Die Höfe der Kätner waren meist am Dorfrand angesiedelt oder von alten Höfen abgeteilt. Sie besaßen wenig Vieh und nicht mehr als ein Pferd.

Ein Kätner musste als Gegenleistung für die Überlassung eines Hauses und eines Grundstücks für eigene Bewirtschaftung an den Grundherrn nicht nur Zinsen in bar und Naturalien (z. B. Hühner, Getreide), sondern auch Hand- und Spanndienste leisten, d. h. bei der Ernte helfen usw.“
Den zweiten Entwicklungskern bildete der „Berg“, der Ortsteil, der nördlich der Au nach Osten abzweigte – wegen der geringen Steigung der Straße wurde sie „der Berg“ genannt und heißt heute noch „Bergstraße“. Hier wohnten überwiegend „kleine Leute“.

Auf dem „Berg“ waren fast vor jedem Haus Dungstätten und bekam man manchmal etwas zu sehen und zu riechen, was nicht nach Ambrosia duftete.

Zu den wunderschönen „Fischerhäusern“ erzählt Heinrich Nissen:

„Warum man die Häuser „Fischerhäuser“ nennt, weiß ich nicht. Dort haben niemals Fischer gewohnt. Viele Originale wohnten dort, darunter Peter Faber, ein versoffener Mann, er lief den ganzen Sommer barfuß und hatte pechschwarze Füße. Seine Hose hielt er mit Kokostau fest. Auch wohnte hing Hinnerk Gutknecht dort. Er war ein Spaßmacher und hat vielen Leuten in Leck geholfen. Über die anderen Bewohner weiß ich nicht viel. Se waren arm und fischten nebenher in der Au. Ihre Netze hingen oft vor den Häusern zum Trocknen, daher kommt vielleicht der Name Fischerhäuser.“

Ein Hinweis auf den früheren Hafen ist der Anker im Wappen der Gemeinde Leck. Eine Straße trägt zwar den Namen „Alter Hafen“, hat aber nichts mit dem ehemaligen Standort des Hafens zu tun – der Name erinnert an die Ruderboote, die dort am Mühlenteich lagen.

Infoquellen u.a.

750 Jahre Leck, Herbert G. Hegedo + Georg Koester
Georg Koester: Chronik des Marktortes Leck
Broder Melf Ketelsen: „Als Leck noch ein Dorf war“
Geschichtsverein Leck und Umgebung e.V.
Wikipedia